Als Schnitzler mit dem Kanzler stritt.

von BG/BRG Sillgasse
21. Februar 2024
Als Schnitzler mit dem Kanzler stritt (Buchcover)

Buch des Monats Feber 2024 in der Bibliothek


Als Schnitzler mit dem Kanzler stritt.
Eine politische Kulturgeschichte Österreichs.
von Herbert Lackner
(erschienen im Verlag Ueberreuter)

Ende November besuchte Herbert Lackner (vor seiner Pensionierung Chefredakteur des Wochenmagazins „Profil“, seither erfolgreicher Buchautor) unsere Schule, um sein Buch „Die Flucht der Dichter und Denker“ vorzustellen. Das Publikum war beeindruckt von seinen lebhaften Erzählungen über die Schicksale österreichischer und deutscher Schriftsteller, bildender Künstler, Philosophen und Wissenschaftler in der Zeit des Nationalsozialismus. Einige der Geschichten stammten jedoch bereits aus seinem neuen Buch „Als Schnitzler mit dem Kanzler stritt“. Dieser Titel bezieht sich auf Vorgänge in der Anfangszeit des demokratischen Österreich. Der christlichsoziale Bundeskanzler Prälat Ignaz Seipel, der ein schärferes Gesetz gegen „Schmutz und Schund“ durchsetzen wollte, um „unsittliche“ Publikationen und Aufführungen per Gesetz verbieten zu können, lud eine Gruppe von Autoren und Komponisten zu einer Besprechung ein. Er wollte sie von der Notwendigkeit ihrer Unterstützung überzeugen, stieß aber auf Ablehnung, vor allem bei Arthur Schnitzler, dessen „Reigen“ er 1921 als „Schmutzstück aus der Feder eines jüdischen Autors“ bezeichnet hatte. Eine Aufführung des Stückes war später gestürmt, das Publikum verprügelt worden, Schnitzler selbst hatte dem Mob nur knapp entkommen können. Ein besonders eindrückliches Beispiel dafür, wie weit in der Zwischenkriegszeit Antisemitismus und Gewalt schon lange vor der nationalsozialistischen Herrschaft in Österreich verbreitet waren. – In der Folge führt Herbert Lackner mit seinen glänzend erzählten, hochinteressanten, teilweise rührenden, häufig auch überraschenden bzw. fast unglaublichen Geschichten durch 100 Jahre politischer Kulturgeschichte: von den unversöhnlichen Auseinandersetzungen in der Ersten Republik über Verfolgung und Flucht von Künstler:innen während der Herrschaft des Nationalsozialismus, die in Sachen Kunst rückwärtsgewandten Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg, die 70er Jahre mit neuen Beziehungen zwischen Kunst und Politik bis zu Skandalen der jüngeren Geschichte wie der Aufführung des Theaterstücks „Heldenplatz“ von Thomas Bernhard, um nur einige Stationen zu nennen.

Das folgende Video zeigt eine ausführliche Vorstellung des Buches in Form eines Gespräches zwischen dem Autor Herbert Lackner und dem ehemaligen Bundespräsidenten Heinz Fischer:

https://www.youtube.com/watch?v=pQ_qJRoLtbQ

Das Buch „Als Schnitzler mit dem Kanzler stritt“ sowie folgende weiteren Bücher von Herbert Lackner zur politischen Kulturgeschichte stehen in unserer Bibliothek zur Verfügung:

„Die Flucht der Dichter und Denker.
Wie Europas Künstler und Wissenschaftler den Nazis entkamen“

Rückkehr in die fremde Heimat (Buchcover)

„Rückkehr in die fremde Heimat.
Die vertriebenen Dichter und Denker und die ernüchternde Nachkriegs-Wirklichkeit“

Als die Nacht sich senkte

„Als die Nacht sich senkte.
Europas Dichter und Denker zwischen den Kriegen und am Vorabend von Faschismus und NS-Barbarei“

Prof. Michael Sporer